Der Ausdruck „Die Menschen sehen, was sie sehen wollen“ deutet auf die menschliche Tendenz hin, Informationen und Wahrnehmungen so zu interpretieren, dass sie die eigenen Überzeugungen, Erwartungen und Wünsche bestätigen.
Menschen nehmen zum Beispiel bevorzugt Informationen wahr, die ihre bestehenden Überzeugungen und Meinungen bestätigen, während sie widersprüchliche Informationen ignorieren oder abwerten.

Beispiel: Sie sehen einen Mann in blaugelber Jacke, Basecup auf dem Kopf und einem Paket in der Hand, der an einer Haustür steht und klingelt. Klar, ein Kurier oder Postbote.
Sie sehen einen Mann aus einem Transporter steigen. Er hat Arbeitsstiefel an, trägt blaue Latzhose und hat einen gelben Bauhelm bei sich. Logisch, der Mann gehört zu der Baustelle hier um die Ecke.
Eine Frau hat eine Hundeleine mit zerrissenem Halsband in der Hand und ruft „sichtlich betroffen“, immer wieder nach ihrem Hund, der scheinbar auf ein bestimmtes Grundstück gerannt und verschwunden ist. Die Frau bittet den Grundstücksbesitzer darum, selbst mal gucken zu dürfen, weil der Hund gegenüber Fremden sehr scheu ist. Dieser hilft selbstverständlich. Alles nicht sehr ungewöhnlich. So ein Hund rennt schon mal weg.

FALSCH! Den Hund hat es nie gegeben. Alle drei Personen sind Ermittler bei ihrer Arbeit. Mit Hilfe der Legende (Kleidung, Bewegung, Darstellung, Artikulation), tragen sie ein Bild nach außen, welches sehr viele Menschen als logisch und nicht zu hinterfragen akzeptieren. Mit einer guten „Geschichte“ komplettieren Ermittler schließlich das Bild, was sie ihrer Umwelt vermitteln wollen.
Mit Hilfe dieser Fähigkeiten und der Einbindung der Assoziation, gelangen gute Ermittler schließlich zu ihren Informationen. Das gilt für Aufklärungen, Befragungen von Personen und der Observierung von Zielpersonen und Zielobjekten.

Doch auch der Ermittler ist nicht davor gefeit, Opfer der eigenen Wahrnehmung zu werden. Ein Beispiel aus einem Fall:

Das Zielfahrzeug mit Kennzeichen war bekannt. Die Zielperson ebenfalls. Beide gehörten zusammen wie Topf und Deckel. Die Zielperson fuhr morgens von der Wohnung weg und kam abends dort auch wieder an. Zwischenzeitlich konnte die Zielperson, ein markant aussehender Glatzkopf, immer wieder identifiziert werden.
An einem anderen Tag stieg bei strömenden Regen an einem Ort nahe der Arbeitsstelle, ein Glatzkopf aus dem zuvor eindeutig identifizierten Zielfahrzeug und mit dem Rücken zum Ermittler aus. Da es das Fahrzeug mit dem bekannten Kennzeichen war, stand es außer Frage, dass es die Zielperson war. Umso größer war nach zwei Stunden die Überraschung, als sich beim Einsteigen der Glatzkopf als eine bis dahin unbekannte Person herausstellte……
Die Assoziation hat in diesem seltenen Fall, dem Ermittler einen Streich gespielt. Es bestätigte die bekannte Aussage „Annahmen verändern die Realität“.